Dienstag, 24. Dezember 2019


Riders on the storm

Dienstagmorgen 06.45 Uhr. Der Motor wird gestartet und pflichtbewusst 15 Minuten warmlaufen gelassen.
GnaGnaGnaGna
Ein letztes Mal hören wir das typische Geräusch beim Lichten des Ankers in der Inselgruppe Melchior. Alles ist bestens vorbereitet für die Rückreise über den Drake. Das Dinghy zerlegt, die Kanus gefaltet, die Skis weit weg im Vorraum verstaut und alles festgezurrt.
Es heisst, von der Antarktis Abschied  zu nehmen und wir verlassen Sie bei schönstem Wetter und flacher See. Auch die Orkas begleiten uns ganz nah am Schiff wie eine Eskorte.
Doch schon bald brauchen wir die Motorenunterstützung nicht mehr und können mit moderaten Winden aus Ost segeln. Einige freuen sich auf den Drake, andere wiederum sind nicht wirklich erpicht auf den Schaukelstuhl und schmücken sich prophylaktisch mit Pflaster hinter den Ohren und Akupressur-Armbänder am Handgelenk. Der Schichtplan wird aufgenommen und die Tage und Nächte vereinen sich wieder; ja, es wird gar finster. Nach einer kurzen Transitionsphase wechselt der Wind nach West und wird stärker. Und somit werden auch unsere Wachen dezimiert, denn es trifft die Geschmückten mit der Seekrankheit. Eindrückliches und schönes Segeln auf und zwischen den Wellenbergen bei gut 30 Knoten Wind.
Samstagmorgens dann; Land in Sicht! Das berühmte Kap Hoorn zeigt sich von seiner typischen Seite im Wechselspiel zwischen Wind, Regen und Sonne.
Nun sind wir also „quasi“ zuhause und einige wollen schon ein Bier kredenzen, doch Brice meint, dass wir erst feiern können, wenn der „Camion“ am Steg in Ushuaja festgetaut ist.
Wie recht er doch hat! Die letzte Nacht wird extrem eindrücklich, kreuzen wir doch im Beagle Kanal mit Wind zwischen 50 und gar 60 Knoten. Die Kräfte auf die Podorange sind enorm, sie krängt sich nieder, das fliegende Wasser auf der hohen Kante peitscht ins Gesicht und unsere Kräfte an den Wintchen sind beim Wenden gefragt.
Dennoch wird es Morgen; erste Zeichen der Zivilisation sind erkennbar und tatsächlich legen wir unter 30 Knoten Wind am Quai von Ushuaja an. Uff, da sind wir wieder; müde und erschöpft, ohne ein Bedürfnis nach einem Bier. Eine warme Dusche, ein kleines Frühstück und ab ins Bett!
Nun gilt es, die Abgeschiedenheit mit der Gegenwart in Einklang zu bringen. Soll ich mein Telefon einschalten? Will ich wissen was Unwesentliches in der Welt geschehen ist oder schwelge ich noch in den vielen intensiven Eindrücken?
Unsere grosse Reise geht dem Ende zu, es verbleibt der Crew der Podorange für das Seglerische, sowie Ueli und Reto für das Alpinistische zu Danken. Alle und alles sind ganz und alles wird gut.

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