Donnerstag, 5. Dezember 2019

Nah an der Wasseroberfläche

Mittlerweilen sind wir in der ganz richtigen Antarktis angekommen, das
heisst beim Festland. Wieso noch nicht auf dem Festland ... dazu später.
Nach einem langen Fahrttag gestern, der uns nochmals die ganze
Drakepassage mit höherem Wellengang, viel und wenig Wind... in Erinnerung
rief, aber uns aussichtsmässig am näheren oder ferneren Horizont grosses
Insel-, Berg- und Wolkenkino mit Eisbergen im Vordergrund bot, sind wir an
der Forschungsstation Primavera vorbei in der Bucht hinter der Isla
Privera in verzauberter Winterwelt gelandet. In einer Märchenlandschaft
aus Eis!
Von hier aus planten wir eine Skitour vorbei an der zerklüfteten
Spaltenzone des Gletschers, der unserer Podorange einen pittoresken Hafen
bietet. Nur... die hartnäckige Wolkenschicht, die schon gestern meistens
die Gipfel verhüllte, hielt sich auch heute hartnäckig, hatte uns gar nach
dem exzellenten Linsen-Saucissan-Eintopf-Nachtessen auf Deck über Nacht
Schnee beschert.
Was gibt es da zu tun?
Unsere Crew und Bergführer entwickelten kurzerhand den Plan sich unter der
Wolkendecke zu bewegen. In zwei Zweierkanus in feinstem Schneetreiben auf
spiegelglatter oder fein gekrauster Oberfläche erkundeten wir unsere
Bucht.
Plötzlich baden Eselpinguine auf Augenhöhe um einem herum; präsentiert
sich ein antarktischer Kormoran auf einem flachen Eisberg vor der gegen
50m hohen blauschimmernden Gletscherklippe; trägt ein Eselpinguin in der
Kolonie auf Isla Privera noch Steine für sein Nest zusammen, während die
meisten anderen schon brüten oder zumindest am Ufer zusammenstehen und
gemeinsam den richtigen Zeitpunkt für den Sprung ins Wasser diskutieren;
liegt eine Robbe einsam und faul gut getarnt auf dem Fels, während ein
Seeelefant in seinem persönlichen Büchtchen halb im Wasser vor sich her
träumt und sich nur sehr beschränkt über die roten Paddler wundert, ihnen
aber nicht geringen Eindruck macht.
In absoluter Ruhe durchruderten wir diese märchenhafte Landschaft aus
Eisbergen, die Brice am Vortag mit grösstem Geschick mit unserer Podorange
durchzickzackte. Nun hatten wir die Gelegenheit die tieftürkisen,
eisbergnahen Wasser selber zu durchpaddeln, die Strukturen der Eisberge,
die zuweilen wie gebrochener Marmor, dann wieder wie rundgeschliffene
Skulpturen oder feistgeformte Glaskunstwerke anmuten von Nahem und unten
zu bestaunen und ganz generell aus dem Staunen nicht mehr herauszukommen.
Aber nicht genug. Beim Wechseln der Kanugruppen, genau dann, als alle auf
dem Boot waren, kam als „Pausenunterhaltung“ ein Zwergwal heran und
umschwamm neugierig unser Schiff. Immer wieder tauchte er in unmittelbarer
Nähe auf, bliess aus, zeigt seine Rückenfinne und tauchte wieder unter;
zuweilen so nahe am Schiff, dass wir ihn unter Wasser erkennen konnten, in
seiner ganzen Grösse, in seiner ganzen Schönheit...!
So sind wir den eben immer noch nicht auf dem Festland gelandet... Wie das
noch werden wird, wenn schon bis jetzt jeder Tag weder vorstell- noch
beschreibbar besonders war?
On vera. Auf jeden Fall ist der Blick aus der Lucke jeden Morgen um
manches überraschender als die Törchen unserer Schiffsadventskalender,
obwohl auch diese im gemütlichen Schiffsküchenbauch nebst dem köstlichen
Geköch erfreuen!

Base Primavera (Wikipedia)

Antarktis Reise 2017


Antarktis Reise 2017
Antarktis Reise 2017

Antarktis Reise 2017
Antarktis Reise 2017

2 Kommentare:

  1. wir möchten alle gerne Fötelis sehen von euren wunderschönen Begegnungen und Anblicken!

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  2. Leider können die Antarktis-Reisenden frühestens von Ushuaia aus Bilder uploaden - das Übertragen von Daten per Satellit ist sehr kostspielig. Ich schalte hier Stellvertreter-Bilder auf, die während der Antarktis-Reise vor 2 Jahren aufgenommen wurden (auch mit Ueli, Brice und der Podorange). Liebe Grüsse, Isabelle (Blogbetreuerin und Mitreisende vor 2 Jahren)

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